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Angststörung

„Ich bin stärker als die Angst!“

Anbei ein nicht neuer, aber gut lesbarer Artikel über Ängste.

Eine Woche durfte Thomas Huber* schweigen. Um sich einzugewöhnen. Jetzt muss er reden. Vor elf anderen Menschen. Über seine Familie und den Beruf. Über all die Alltagssituationen, die ihm so schwerfallen. Über den Leistungsdruck, den er in Gruppen spürt, um akzeptiert zu werden. „Ich habe am Abend noch lange darüber nachgedacht“, erzählt er einen Tag später denselben Zuhörern. Er ist nervös, rutscht auf seinem Stuhl herum. „Bisher konnte ich von mir wegschieben, dass es eine Krankheit ist.“

Huber hat eine soziale Phobie. Seit einer Woche ist er in der Gruppentherapie der Tagesklinik Westend in München. Sechs Männer und drei Frauen zwischen 20 und 60 Jahren sitzen dort im Stuhlkreis. Sie haben entweder die gleiche Diagnose wie Huber oder kämpfen gegen eine generalisierte Angststörung. Manche sind fast am Ende der sechswöchigen Behandlung. Andere haben die Hälfte der Zeit hinter sich oder fangen gerade erst an, so wie Huber. Zeitversetzt durchlaufen sie das gleiche Programm. Abends gehen sie nach Hause, um sich dem gewohnten Umfeld zu stellen.

Das ganze Jahr über bietet die Tagesklinik Westend diese Form von Angsttherapie an. In Deutschland gibt es rund 700 vergleichbare Einrichtungen, dazu kommen die vielen Einzelpraxen niedergelassener Spezialisten. In besonders schweren Fällen betreuen Fachkliniken Angstpatienten außerdem stationär.

Die Angst verstehen

Generalisierte Angststörungen gehören neben den Phobien zu den häufigsten Angsterkrankungen. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung haben einmal in ihrem Leben generalisierte Ängste. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Etwa dreißig Prozent aller Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Panikattacke

Die genauen Behandlungsarten variieren von Haus zu Haus, doch sie folgen im Kern der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Darin geht es darum, sich über seine eigenen Gedanken, Gefühle und Einstellungen klar zu werden und das Verhalten zu verändern. In zahlreichen Studien wurde die positive Wirkung der KVT nachgewiesen, viele Betroffene können durch sie wieder normal leben, bei einem Großteil führt sie zu einer deutlichen Besserung der Situation.
Huber steht erst am Anfang. Als erstes muss er lernen, seine Situation zu verstehen. Dieses Zusammenspiel aus falsch eingeprägtem Verhalten, übersteigerten Gefühlen und Gedanken, wie es in der KVT beschrieben wird.

Das erste Gespräch, das er hatte, nennen Psychologen die „Problembereichsanalyse“. Denn vielen Patienten ist genau wie Huber der Umfang der eigenen Phobie überhaupt nicht klar. Manche haben sogar seltener Angst als Menschen ohne Phobien. Der Grund: Sie meiden jede Situation, in der sie sich unwohl fühlen könnten. Und meistens glauben sie nicht, dass sie eine Therapie brauchen, obwohl sie sich selbst immer weiter einschränken.

Falsches Verhalten korrigieren

Heute soll Huber seine Therapieziele formulieren: Was möchte er in fünf Wochen erreicht haben? Die Frage soll er selbst beantworten, die Gruppe darf helfen. Huber denkt still nach und spricht dann leise. Er möchte Menschen mehr an sich heranlassen, seine Gefühle besser erkennen und dann richtig handeln. Die Psychologin Katharina Strömsdörfer leitet die Gruppe. An der Wandtafel notiert sie Hubers Ziele mit. Immer wieder hakt sie nach oder lässt einzelne Punkte diskutieren. „Richtig handeln“, das sei ein hoher Anspruch. Wie wäre es mit „angemessen handeln“? Huber nickt.

Die KVT leitet zur Selbsthilfe an. Nachdem der Patient den Kern seiner Phobie verstanden und seine Therapieziele festgelegt hat, muss er nun seinen eigenen Alltag beobachten und jene Situationen protokollieren, die bei ihm Angst auslösen. Er muss lernen, dass die jeweilige Reaktion falsch ist, und darüber nachdenken, wie er sein Verhalten künftig korrigieren kann.

Muss ich sterben?

Später im Verlauf der Therapie wird Huber sich denselben Situationen gezielt aussetzen – in Begleitung. Die Therapeuten erarbeiten dazu mit dem Patienten konkrete Angsthierarchien. Wann fürchtete er, ohnmächtig zu werden oder sogar zu sterben? Wann hatte er nur einen erhöhten Pulsschlag und Schweißausbrüche? Weniger bedrohliche Situationen werden zuerst geübt. Dadurch nimmt der Patient direkt Erfolge wahr und geht die schwierigeren Übungen motivierter an.

Bei den ersten Konfrontationen kommen in der KVT oft Medikamente zum Einsatz. Die Leitlinie Angststörungen empfiehlt Patienten sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Sie sollen bewirken, dass der Patient weniger Angst verspürt, emotional ausgeglichener wird und so den Alltag etwas distanzierter erlebt. Situationen, die früher kritisch waren, soll er so einfacher bewältigen und sich ihnen später entspannter stellen können.

Je ausgeprägter die Symptomatik ist, umso wichtiger sind die Medikamente. Gerade Patienten mit einer zweiten Diagnose – wie einer Depression, Zwangsstörung oder Sucht – sind meist auf sie angewiesen. Dennoch unterstützen Medikamente die Therapie lediglich und sind kein Ersatz. Eine angemessene Psychotherapie behandelt auch die Ursachen der Krankheit und nicht nur die Symptome.

„Meine Eltern haben mich oft allein gelassen“

In der Gruppensitzung der Tagesklinik Westend ist gerade eine Pause zu Ende. Huber hat seine Therapieziele formuliert. Jetzt dreht sich alles um Michael Trapp*. Seit vier Wochen ist er hier. Trapp leidet unter einer sozialen Phobie und Zwangsstörung. Nach vielen Gesprächen und Übungen ist er bereits deutlich offener als Huber. Heute früh hatte er sich sogar freiwillig gemeldet, um über einen Familienkonflikt von letzter Nacht zu sprechen. Es waren private Gedanken. Als sein Sitznachbar mitten in der Erzählung einen Witz machte, lachte er trotzdem mit.

Jetzt aber geht es um mehr als um kritische Situationen und Probleme. Die Psychologin Strömsdörfer möchte mit Trapp ein sogenanntes biopsychosoziales Modell seiner Krankheit erstellen. Es soll veranschaulichen, welche Faktoren in Trapps Biografie seine Ängste ausgelöst haben. Außerdem soll es auf eine Blick zeigen, was die Angstzustände seither aufrechterhalten oder verstärkt hat. Wenn Trapp in zwei Wochen die Gruppe verlässt, kann das Modell als eine Art Spickzettel dienen, damit er nicht in alte Muster verfällt.

Auf die Tafel schreibt Strömsdörfer: „Oft von Eltern allein gelassen.“ Diesen Halbsatz hatte Trapp in einer früheren Sitzung über die Beziehung zu seinen Eltern gesagt. Wie er die Situation bewältigt habe? Er habe sich in Traumwelten geflüchtet, antwortet Trapp. Auf Nachfrage ergänzt er konkrete Erlebnisse, die damals Angst in ihm hervorriefen.

Langsam entwickelt sich das Bild eines Kreislaufs: Die ersten negativen Erlebnisse führen zu sozialem Rückzug, zu geringem Selbstbewusstsein, zu wachsenden Ängsten vor Fehlern in Gruppen. Die Tafel wird voller. Trapp versuche daher stets Fehler zu vermeiden, er sei wachsamer als andere, konzentriere sich, sei ständig angespannt. Er werde dadurch anfälliger für Stress, Schlaflosigkeit, Erschöpfung. Und natürlich für neue Ängste.

Facetten der Angst
Arten der Angststörung im Überblick
Eigentlich ist Angst ein Instinkt und natürlicher Schutzmechanismus. Doch Millionen Deutsche leiden unter krankhafter Angst. Wie äußert sich das? Welche Typen der Angststörung gibt es? Und welche Berühmtheiten leiden darunter?
Generalisierte Angststörung
Wovor besteht die Angst? Betroffene haben übermäßige Angst vor einem Unglück oder einer Erkrankung. Sie machen sich viele unbegründete Sorgen um alltägliche Lebensumstände wie ihren Beruf oder befürchten, dass den eigenen Kindern schlimme Dinge wie etwa Unfälle passieren könnten.
Was macht die Angst mit Betroffenen? Die übermäßigen Sorgen sind unkontrollierbar, und Betroffene können sie nicht unterdrücken. Beispiel: Während eines wichtigen beruflichen Termins wird der Betroffene die Angst nicht los, den Kindern könnte auf dem Schulweg etwas zugestoßen sein. Anders als bei anderen Angststörungen lassen sich angstauslösende Situationen nicht vermeiden, weil die Angst nicht mit konkreten Situationen verbunden ist. Die Folge: Betroffene sind ruhelos und unkonzentriert und selbst nach einfachen Tätigkeiten schnell müde. Im schlimmsten Fall lässt die Angst keine Kraft mehr für die alltäglichen Aufgaben.
Berühmte Betroffene der Angst: Die Schriftstellerin Charlotte Roche sprach in einem Interview über ihre Angststörung: „Ich habe Angst vor Einbrechern oder dass meiner Familie etwas zustößt. Ich hatte sogar eine Zeit lang Angst, dass plötzlich die Erdanziehung nicht mehr da ist und wir alle wegfliegen.“
Agoraphobie
Wovor besteht die Angst? Die Agora war in der griechischen Antike der zentrale Marktplatz. Agoraphobie ist die Angst vor öffentlichen Plätzen, Menschenmengen, weiten Reisen oder Reisen ohne Begleitung. Dahinter steht eine Angst vor Kontrollverlust: Betroffene befürchten zum Beispiel, dass sie im Falle einer Panik oder einer Peinlichkeit nicht schnell genug flüchten können.
Was macht die Angst mit Betroffenen? Sie vermeiden die Öffentlichkeit. Um etwa nicht in den Supermarkt gehen zu müssen, lassen sich Betroffene das Essen nach Hause liefern. In besonders ausgeprägten Fällen sind sie völlig an das eigene Zuhause gebunden und können es wochen- oder gar monatelang nicht verlassen.
Berühmte Betroffene der Angst: Der Regisseur Woody Allen leidet unter Agoraphobie, ebenso die Hollywood-Schauspielerin Kim Basinger.
Spezifische Phobie
Wovor besteht die Angst? Bei einer spezifischen Angststörung können Betroffene sehr genau benennen, wovor sie sich fürchten. Entweder sind es Objekte, beispielsweise Spinnen oder Spritzen, oder eine Situation, zum Beispiel einen Ort in großer Höhe. Die Anzahl der Dinge, die Angst auslösen können, ist fast unbegrenzt.
Was macht die Angst mit Betroffenen? Die Angst wird größer, je näher das Objekt oder die Situation kommt – und zwar jedes Mal, wenn das geschieht. Betroffene vermeiden deshalb solche Situationen aktiv, was auch zu speziellen Verhaltensmustern führen kann: Um beispielsweise zu sehen, ob eine Spinne im Raum ist, muss stets das Licht an sein, bevor der Betroffene ihn betritt.
Berühmte Betroffene der Angst: Johann Wolfgang von Goethe litt unter Höhenangst. Er besiegte sie nach eigener Aussage, indem er auf den Turm des Straßburger Münsters stieg. Goethe schrieb: „Dergleichen Angst und Qual wiederholte ich so oft, bis mir der Eindruck ganz gleichgültig ward.“
Soziale Angststörung
Wovor besteht die Angst? Bei einer sozialen Angststörung fürchtet man sich davor, von anderen Leuten negativ bewertet zu werden. Nicht zu verwechseln mit Schüchternheit: Auch Menschen ohne Angststörung sind oft aufgeregt, wenn sie etwa eine öffentlich Rede halten müssen. Menschen, die unter einer sozialen Phobie leiden, machen Situationen, in denen sich die Aufmerksamkeit auf sie richtet, allerdings viel stärker zu schaffen. Bewegen sie sich in einer anonymen Menschenmasse, ist die Angst kein Problem. Überschaubare Gruppen wie ein Kaffeekränzchen im Familienkreis können dagegen Probleme bereiten.
Was macht die Angst mit Betroffenen? Entweder sie vermeiden sozialen Kontakt – oder sie ertragen die Situationen. Dabei erleben sie intensive Angstsymptome: Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Erröten, Harn- oder Stuhldrang. Im schlimmsten Fall steigert sich das zu einer Panikattacke. Das Problem: Betroffene befürchten, dass man ihnen die Angstsymptome ansehen könnte.
Berühmte Betroffene der Angst: 2004 erhielt Elfriede Jelinek den Literaturnobelpreis, den sie wegen ihrer sozialen Angststörung nicht persönlich in Empfang nahm. Auch die Sängerin Adele hat Angst vor der großen Bühne – es ist mehr als nur ein bisschen Lampenfieber: Während ihrer Shows erlitt sie bereits Panikattacken. Heute hat sie die Krankheit unter Kontrolle.
Panikstörung
Wovor besteht die Angst? Diese Angststörung ist nicht an spezifische Objekte oder Situationen geknüpft. Die Betroffenen fürchten sich allerdings vor der nächste Panikattacke. Sie haben Angst vor der Angst.
Was macht die Angst mit Betroffenen? Menschen, die unter einer Panikstörung leiden, durchleben wiederholte Panikattacken. Das sind plötzlich auftretende Angstschübe, die innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt erreichen. Sie treffen die Betroffenen wie aus heiterem Himmel. Zu den körperlichen Symptomen zählen: Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Erstickungsgefühle, Übelkeit, Schwindel und die Angst „verrückt zu werden“ oder zu sterben. Häufig entwickelt sich aus der Panikstörung eine Agoraphobie, da die Betroffenen in bestimmten Situationen befürchten, nicht schnell genug Hilfe zu bekommen.
Berühmter Betroffener der Angst: Charles Darwin war 28 Jahre alt, als er plötzlich unerklärliche Anfälle erlitt. In seinen Tagebüchern und Briefen notierte er viele der typischen Symptome und schränkte sein Leben weitgehend ein. Heutzutage hätte man wohl eine Panikstörung bei ihm diagnostiziert – und ihm wahrscheinlich helfen können. Eine Übersicht von Christoph Fuchs und Marco Wedig

Die übrigen Patienten schreiben mit, selbst wenn es nicht um sie selbst geht. Das Gemeinschaftsgefühl ist ein zentrales Ziel der Gruppentherapie. Die Patienten lernen voneinander, sprechen miteinander, simulieren in Rollenspielen soziale Situationen, um selbstbewusster zu werden. Gerade Patienten mit sozialer Phobie setzen sich durch diesen Therapieaufbau ständig ihrer Angst aus und lernen, sie zu überwinden. Nach Ende der gemeinsamen Zeit in der Klinik bestehen die Gruppen oft auf WhatsApp weiter. Manchmal werden Stammtische gegründet. Dass es hilft, mit anderen zu reden, anstatt allein zu schweigen, davon sind die meisten nach der Therapie überzeugt.

Zurück in den Beruf

Für Betroffene in Einzeltherapie sind Selbsthilfevereine die passende Ergänzung, um so in Kontakt zu anderen zu kommen. Die deutsche Angsthilfe e.V., der größte derartige Verein in Deutschland, organisiert allein in München wöchentlich 15 Gesprächsrunden mit bis zu 14 Teilnehmern. Die Selbstverantwortung der Patienten steht im Mittelpunkt. Sie sollen von anderen Betroffenen lernen, kritische Situationen allein zu bewältigen. Bei Menschen, die die Krankheit bereits besiegt haben, sehen sie, wie diese das eigene Leben wieder gestalten.

Obwohl die Selbsthilfe in dieser Form meist therapiebegleitend ist, wird sie auch danach besucht. Die Vereine stehen daher immer in Kontakt mit Kliniken und Praxen. Ihre Mitarbeiter stellen sich regelmäßig den Patienten vor. Der Einstieg in eine ihrer Gruppen soll so einfach wie möglich werden.

In die Tagesklinik Westend kommt alle acht Wochen ein Vertreter der Angstselbsthilfe. „In zwei Wochen müsste es wieder so weit sein“, sagt Strömsdörfer, als sie um Viertel nach elf die Vormittagssitzung beendet. Auf dem Stundenplan der Teilnehmer stehen jetzt Entspannungsübungen. Je ruhiger man ist, desto unwahrscheinlicher ist eine Angstattacke.

Ist die Therapie vorbei, beginnt die eigentliche Arbeit – außerhalb der geschützten Räume der Tagesklinik. Aber dann haben die Patienten gelernt, wie sie sich mit den verschiedenen Werkzeugen selbst helfen können.

So wie Katharina Maurer*. Sie erzählt, dass sie viele Situationen draußen jetzt wesentlich ruhiger erlebt als früher. Bald kommt der Tag, an dem sie zum ersten Mal wieder zur Arbeit geht. Aber sie ist zuversichtlich. Zu Beginn der Therapie hatte sie noch viel geschwiegen. Am Ende fand sie immer mehr Selbstbewusstsein. Sie hat begonnen, offen zu sprechen.

*Name geändert

spiegel.de – 24.04.2017

Christmas

Frohe Weihnachten!

Liebe Patienten!

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Die Praxis bleibt bis 8. Jänner geschlossen – Sie können mich bis dahin nur per Mail erreichen.

Erholsame Feiertage!

 

Sommer

Sommerurlaub

Liebe Patienten!

Dieses Jahr werde ich in der zweiten August Woche (8.8.-15.8.) auf Urlaub sein.
D.h. die Praxis bleibt während dieser Zeit geschlossen – Sie können mich allerdings per Mail erreichen.

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Sommer!

Weihnachten

Frohe Weihnachten!

Liebe Patienten!

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Ich werde bis 9. Jänner auf Urlaub sein und bin während dieser Zeit nur per Mail erreichbar.

Eine schöne Zeit bis dahin!

Erweiterte Praxiszeiten

Aufgrund der großen Nachfrage habe ich mich entschlossen, meine Praxiszeiten für Sie zu erweitern!

Ab Oktober können Sie auch für Montag Nachmittag zwischen 15 und 22 Uhr Termine bei mir vereinbaren (Mittwochs 8-22 Uhr bleibt unverändert).

Eine Aktualisierung des Online-Kalenders folgt in Kürze!

Perfektionismus oder Zwang

Perfektionismus oder Zwang?

Rituale bestimmen unseren Alltag von morgens bis zum Abend, wochentags und am Wochenende. Viele Rituale sind sogar wichtig. Sie helfen dabei, in die Vielfalt des Lebens eine kleine persönliche Ordnung zu bringen und das Alltagsleben zu bewältigen.
Ulrike Demal, Verhaltenstherapeutin, Wien: „Rituale erleichtern das Leben. Das weiß man aus der Kindererziehung, dass Rituale – immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen – beruhigend wirken, Sicherheit geben, Stabilität geben, Struktur geben.“

Manchmal artet die Ordnungsliebe in Perfektionismus aus. Aber auch das ist normal. In manchen Berufen kann Perfektionismus sogar von Vorteil sein.

Ulrike Demal: „Perfektionismus, das ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die kann durchaus das Leben erleichtern. Und wenn jemand mit Perfektionismus, zum Beispiel beruflich eine Nische findet, angenommen Buchhalter oder in der Computerwelt irgendwo gut unterkommt, dann ist das etwas, was von Vorteil ist.“

Problematisch wird es erst dann, wenn zwanghaftes Verhalten keine Funktion mehr hat. Menschen, die stundenlang nicht von der Haustüre wegkommen, weil sie immer wieder kontrollieren müssen, ob diese verschlossen ist, oder ob Gas und Licht abgeschaltet sind, die ständig alles zählen müssen oder nie damit fertig werden eine angemessene Ordnung für Bücher, Bleistifte oder andere Gegenstände zu finden, oder Menschen, die drei Stück Seife am Tag verbrauchen, weil sie sich zwanghaft waschen müssen, diese Menschen haben kaum noch Chancen, einem geregelten Leben nachzugehen.

Manche Zwangskranke schädigen sich selbst. Etwa wenn sie sich Haare ausreißen, bis große kahle Stellen entstehen oder wenn sie ständig an ihrer Haut drücken und kratzen müssen. Viele Zwängler enden im sozialen Out. Dazu gehören auch solche, die alles sammeln, aus Angst sie könnte es später einmal brauchen. Sie leiden am sogenannten Messie-Syndrom.

Ulrike Demal: „Trauer, Schmerz, Ekel, Aggression, Schuldgefühle, das sind Gefühle, die quasi weggezwängelt werden. Bevor es noch zu dem schmerzhaften Erleben dieser Emotion kommt, setzt der Zwang ein. Es ist somit eine vollkommen andere Erlebnisebene vorhanden, und über den Zwang wird der Zugang zu den Emotionen versperrt, ist nicht mehr da.“

Auch Gedanken können Inhalt einer Zwangsstörung sein. Wie die Melodie bei einem Ohrwurm, quälen den Zwangskranken immer wieder die gleichen Zweifel oder Ängste. Zwangskrankheiten beginnen meist um das 20. Lebensjahr. Quer durch alle sozialen Schichten und Kulturen kann es jeden treffen. Der Grund für die Zwangshandlungen liegt im Gehirn. Das Zusammenspiel verschiedener Gehirnareale – sogenannte Regelkreise – ist außer Kontrolle geraten:

Martin Aigner, Psychiatrie Med. Univ., Wien:
„Zwangsstörungen werden durch ein Gemisch von biologischen Faktoren, psychosozialen Faktoren ausgelöst, auf der einen Seite kann es sein, dass diese Hirnkreise nach Infektionen oder nach schweren Belastungen überaktiv werden und diese überaktiven Regelkreise sind es, die dann parallel mit einem starken Drang, dieses Zwangsverhalten durchzuführen, einhergehen.“

Behandelt werden Zwänge mit der sogenannte Expositionstherapie. Die Therapeutin macht alles vor. Ein Patient mit unkontrollierbarem Waschzwang soll genau die Dinge angreifen, vor denen er sich fürchtet. Bei diesem Patienten waren das bereits nahezu alle Dinge, mit denen er in Berührung kam. Ganz besonders aber alle Arten von Reinigungsmitteln. Schließlich soll der Patient mit seinen ungewaschenen Händen etwas essen.

Ulrike Demal: „Verändert sich jetzt etwas in ihrer Anspannung?“

Patient: „Naja, es beginnt jetzt starker Druck auf der Brust, ich krieg irgendwie nicht gescheit Luft, es wird ganz heiß.“

Wie die meisten Zwangskranken, hat auch dieser Patient rund sieben Jahre versucht, seinen Zwang zu verbergen und erst nach dem Verlust seines Jobs therapeutische Hilfe gesucht. Die Therapie normalisiert die Gehirnaktivität. Der Widerholungsdrang lässt nach.

Manchmal entwickeln schon Kinder kleine Zwänge. Diese sogenannten Tics sind unwillkürliche, rasche und abrupte Bewegungen oder Laute. Sie werden in der Pubertät manchmal noch schlimmer. Meist aber vergehen sie von selbst. So lange sie das Leben des Kindes nicht stören, müssen sich Eltern keine Sorgen machen. Oft hilf es schon, einfach einmal miteinander zu reden.
tv.orf.at – 23.08.2016

Soziale Angststörungen

Soziale Angststörungen behandeln

Brötchen kaufen oder einen Arzttermin machen – schon solche Situationen lösen bei manchen Menschen Ängste aus. Die Sorge, sich vor anderen zu blamieren oder unangenehm aufzufallen, bestimmt bei Sozialer Angst den Alltag. Eine Betroffene erzählt, wie drastisch sich das auf ihr Leben auswirkte.
Schwitzen, Zittern, Schwindel – wenn die Angst kommt, will sie nur noch weg. Sabine Krüger (Name geändert) leidet an Sozialer Angst. „Als es sehr schlimm war, habe ich mich noch nicht mal mehr in den Hörsaal getraut“, sagt die junge Frau. „Ich fühle mich dann manchmal wie gelähmt.“
Ihre Reaktionsfähigkeit ist auch eingeschränkt. Sabine Krüger ist damit eine von etwa drei Millionen Betroffenen in Deutschland. „Soziale Angst ist die Angst, sich in Situationen mit anderen Menschen übermäßig zu blamieren, wenn man mit jemandem sprechen muss, wenn man einen Vortrag hält oder auch wenn man in der Öffentlichkeit isst oder trinkt“, erklärt Ulrich Stangier, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität Frankfurt.

Soziale Angststörungen beginnen meist im Jugendalter: „Wir können einen Anstieg beobachten, wenn Kinder in die Pubertät kommen und sich langsam aus der Familie lösen. Der Kontakt mit Gleichaltrigen und somit weniger vertrauten Personen ist dann häufiger und kann verunsichern. Aber auch schon Kinder im Kindergarten können betroffen sein“, erklärt Silvia Schneider, Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum.

„Anders als einfach nur schüchterne Menschen, sind Betroffene von Sozialer Angst extrem in ihrer Interaktion mit anderen Menschen eingeschränkt“, sagt Schneider. Zudem sei die Angst kein kurzfristiges Phänomen, sondern über einen längeren Zeitraum präsent.

Sabine brach den Kontakt zur Familie ab.
Mit Beginn des Studiums erreichen die Ängste von Sabine Krüger ihren Höhepunkt. Sie geht nicht mehr zu ihren Vorlesungen, sie traut sich nicht, mit ihren Professoren zu sprechen, und auch den Kontakt zur eigenen Familie pflegt sie kaum noch. Eine Beratungsstelle ihrer Universität rät ihr zu einer Therapie.
Den Mut, diesen Schritt zu gehen, hat sie jedoch erst später. Über Internetforen findet sie andere Betroffene. Gemeinsam gründen sie eine Selbsthilfegruppe: „Es hat mir sehr geholfen mit anderen zu sprechen, die einen verstehen. Niemand verurteilt einen. So hat sich nicht nur Vertrauen aufgebaut, es haben sich auch echte Freundschaften entwickelt“, sagt sie heute.
In der Behandlung zeigt die kognitive Verhaltenstherapie die besten Ergebnisse. Die Betroffenen sollen Stück für Stück Fähigkeiten erlernen, mit denen sie schwierige Situationen meistern können.
In den meisten Fällen haben die Ängste über die Lebenszeit einen schwankenden Verlauf. „Immer zu Beginn von neuen Lebensphasen können sie stärker werden, zum Beispiel beim Berufseinstieg“, so Stangier.

Heute sagt sie: „Ich habe gelernt, mich meinen Ängsten zu stellen“
Sabine Krüger findet nach ihrem Abschluss schnell einen Job. Ihre Arbeit bringt es jedoch mit sich, sich ständig vor den Kollegen erklären zu müssen. Ihr wird auf der Arbeit übel, sie zweifelt an ihren Fähigkeiten. „Schon nach wenigen Wochen wollte ich wieder kündigen.“
Eine Kollegin bemerkt ihr Problem und geht auf sie zu: „Sie hat mich aufgebaut, mir Mut gemacht. Heute ist sie eine gute Freundin.“ Mittlerweile hat sie sich gut in ihr Team eingefunden. Auch ihr Chef zeigt Verständnis, eine Sonderbehandlung gibt es jedoch nicht. Das würde sie selbst auch nicht wollen.
Sie belegt zudem Kurse, in denen Rhetorik, Körpersprache und Selbstvertrauen trainiert werden. Heute sagt sie: „Ich versuche Situationen, vor denen ich Angst habe, nicht mehr zu meiden. Ich habe gelernt, mich meinen Ängsten zu stellen.“

Schlafstörungen

Schlafstörungen: Erst Verhaltenstherapie, dann Medikamente

Die kognitive Verhaltenstherapie empfehlen US-amerikanische Ärzte als First-Line-Behandlung für erwachsene Patienten mit chronischen Schlafstörungen. Erst wenn die nicht-medikamentöse Therapie keinen Erfolg bringt, könnten Arzneimittel in Absprache mit dem Betroffenen und nach Aufklärung über Kosten, Nutzen und Risiken der Präparate ergänzend für kurze Zeit zum Einsatz kommen.